
Der Stifter
Der Münsteraner Ernst Kirchner hat mit seinem Testament vom 15.08.1998 die „Ernst-Kirchner-Stiftung“ ins Leben gerufen. Das Gründungskapital betrug Anfang 2005, dem Zeitpunkt der staatlichen Anerkennung der Stiftung, rd. 1,4 Mio. Euro.
Ernst Kirchner ist in Münster zusammen mit seiner älteren Schwester aufgewachsen und hat bis zu seinem Tode 1998 bei der Bezirksregierung Münster gearbeitet. Er war ein eher stiller, bescheidener, freundlicher, hilfsbereiter und sehr sportlicher Mensch, zugleich sehr belesen und an Kunst interessiert. Seine besondere Aufmerksamkeit galt den Menschen in der LWL-Klinik Münster, in der seine Schwester sehr gut betreut wurde. „Lebensfreude spenden“ war deshalb sein testamentarisches Anliegen. Ernst Kirchner hatte keine Nachkommen und wollte, dass sein Vermögen sinnvoll für sein Anliegen investiert wird. Er starb am 24.August 1998 in Münster.
Überraschender Fund 2017 in der ehemaligen Wohnung der Familie des Stifters Ernst Kirchner
-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Wohnungsverein von 1893 eG Münster-
Es ist kurz vor Feierabend an einem Tag im Juli des Jahres 2017. Die Elektriker des Regiebetriebes Holger Meyer und Marco Santillo überprüfen die Steckdosen in einer freigewordenen Dachgeschosswohnung an der Schleswiger Straße 11. Neben der Wohnungstür befindet sich unterhalb der Dachbodentreppe ein kleiner Verschlag, der mit einer Tür versehen ist. Routinemäßig wird auch hier kontrolliert, ob sich ungesicherte Stromkabel, Steckdosen o.ä. dort befinden. Dabei fällt Holger Meyer eine kleine Nische auf, in der anscheinend einige Dinge deponiert sind. Vorsichtig nimmt er die verstaubten Gegenstände heraus. Es handelt sich um alte Kleidungsstücke, eine vergilbte Satzung der Genossenschaft aus dem Jahre 1927, einen alten Mietvertrag, einen Arbeitsvertrag sowie einige alte Schulzeugnisse.
Die Dokumente sind auf den Namen Ernst Kirchner sen. ausgestellt. Durch Trockenpulver wurden sie über Jahrzehnte vor Feuchtigkeit und Schimmel geschützt.
Vielleicht sind sie während des Zweiten Weltkrieges schon dort versteckt worden – man weiß es nicht. Dennoch weckte der Dachbodenfund unser Interesse: Wer war Ernst Kirchner? Wann und wie lange hat er hier gewohnt? Erinnert sich noch jemand an ihn?
Wie ein Puzzle konnten die Details zusammengefügt werden: Ernst Kirchner zog im Jahr 1935 mit seiner Ehefrau Marie in die kleine Dreizimmerwohnung ein. Zwei Kinder wurden geboren, erst ein Mädchen und im Jahr 1939 ein Junge, der ebenfalls den Namen Ernst erhielt. Die Familie wohnte dort viele Jahrzehnte. Als beide Eltern kurz nacheinander im Jahre 1984 verstarben, übernahm Sohn Ernst die Wohnung. Er arbeitete seit 1959 in verschiedenen Dezernaten der Bezirksregierung Münster. Ernst Kirchner war alleinstehend und blieb zeitlebens in der Schleswiger Straße 11 wohnen.
Seine Nachbarn beschreiben ihn als einen eher stillen und in sich gekehrten, aber sehr freundlichen Menschen. Er soll sportlich gewesen sein und las viel. Sein besonderes Interesse galt der Kunst. Alles in allem wurde er von seiner Umwelt als ein bescheidener und unauffälliger Mensch wahrgenommen.
Am 24.08.1998 verstarb er im Alter von 59 Jahren. Vor seinem Tod hatte er in seinem Testament verfügt, dass sein Vermögen in eine Stiftung zugunsten der Bewohner und Patienten der LWL Klinik Münster eingebracht werden sollte. Hier wurde seine Schwester früher behandelt, und er hatte sich zu Lebzeiten ein positives Bild über die menschliche und fachliche Betreuung machen können.
Das beträchtliche Vermögen in Höhe von umgerechnet 1,4 Millionen Euro vermachte er einer später gegründeten und nach seinem Namen genannten Stiftung.
Ernst Kirchner wollte, dass die Erträge seines Vermögens für mehr Lebensfreude und Momente der persönlichen Zufriedenheit der psychisch kranken Bewohner und Patienten der LWL-Klinik Münster mit den Einrichtungen Krankenhaus, Pflegezentrum und Wohnverbund verwendet werden.
In diesem Sinne werden die Stiftungserträge seit Gründung der Stiftung im Jahre 2005 für Freizeitangebote, Tagesausflüge und Ferienfreizeiten, Spiel und Unterhaltung, Musik und kreatives Gestalten aber auch für kleine Geburtstagsgeschenke an die Bewohner und Patienten der LWL-Klinik Münster mit ihren Einrichtungen Krankenhaus, Wohnverbund und Pflegezentrum verwendet.
„Momente der Lebensfreude“
Helmut Piel